Dr. Gerhard Schörken, Duisburg (D)


"das Nordpark Projekt"

Das Denkmal:
Denkmäler als Spuren der Geschichte in der Gegenwart verkörpern Dauer im Wandel. Zumeist wird man auf sie erst aufmerksam, wenn das Gewohnte Veränderungen unterworfen wird. Denkmäler sind Ausdruck unserer Kultur, sie vergegenwärtigen uns unser Erbe.Das Denkmal kann zur Einordnung mit den Vergangenheitswerten: gewollter Erinnerungswert, historischer Wert, Alterswert den Gegenwartswerten: Gebrauchs- und Kunstwert gegenübergestellt werden.
Der Ort:
1936 wurde der Nordpark mit klaren Haupt- und Nebenachsen geplant, orientiert an der gedachten Mahnmalsachse, die den Park entlang des großen Wasserbeckens mit der 1927-1931 errichteten Schlageter-Gedenkstätte auf dem Nordfriedhof verband. Dieser Kontext ist zum Verständnis der Anlage des Nordparks wichtig: Schlageter, ein von französischen Militärs 1923 hingerichteter nationalsozialistischer Ruhrkämpfer, wurde von den Nationalsozialisten als "erster Soldat im Dritten Reich" geehrt. Die in den Stand des Nationalehrenmals erhobene Schlageter-Gedenkstätte auf der Golzheimer Heide, wurde auf Anordnung des britischen Militärgouverneurs wegen der zentralen Rolle im Erinnerungskult der Nationalsozialisten 1946 gesprengt. Geblieben ist der Nordpark mit den für die Ausstellung Schaffendes Volk produzierten Rossbändigern und der Figurengruppe Die Ständischen. Städtebaulich interessant, dass auch die benachbarten Siedlungen (Wilhelm-Gustloff- und Schlageter Siedlung) zur Ausstellung Schaffendes Volk gehörten.
Die Reaktion:
An die Stelle nationalsozialistischer Achsen wird eine Straße der Erinnerung in den Nordpark gebaut, die als Sackgasse endet. Am Ende werden die Rossbändiger, und die Figurengruppe orthogonal angeordnet. Es wird ein bedrückender Raum entstehen durch die Proportionen der Rossbändiger und die zu bauende (Beton-)Wand. Das Gewohnte wird verändert.

- Dr. Gerhard Schörken -



das Projekt überzeugt mit einem ironisierenden Eingriff in eine historisch stark belastete Situation. der Vorgang des Zerlegens und der Neukombination der gewaltigen, anlässlich der Propagandaausstellung der Nationalsozialisten errichteten "Rossebändiger" reagiert inhaltlich auf die verharmlosende Gewohnheit mit der die Besucher des Aquazoos heute auf die Plastiken blicken und formal auf die Elementierung der aus jeweils über 50 qm Granit geschaffenen Skulpturen.
die Infragestellung der trivialisierten Rezeptionsbedingungen verdient ebenso Beachtung wie der gelungene Umgang mit der Aufforderung zur "Reparatur", Kritik ist womöglich angesichts der spielerisch erscheinenden Darstellung angebracht, die dem Vorschlag ein wenig seiner Entschiedenheit raubt.

- Prof. Dr. Thorsten Scheer - (Jury) -